Einige General Dynamics-Module

 

Vor einigen Wochen erhielt ich ein Paket, das sieben Analogrechnermodule des US-amerikanischen Herstellers General Dynamics enthielt, die in der Steuerung eines Kernreaktors verwendet wurden. Diese Module werden im Folgenden etwas näher gezeigt (für die Photos sei an dieser Stelle meinem Freund Joachim Wagner ganz herzlich gedankt).

Unter den sieben Modulen befinden sich fünf mit doppelter Bauhöhe - zwei Verstärker, ein logarithmischer Integrierer, ein Modulator sowie ein Demodulator. Die beiden einfachhohen Module beinhalten eine Stromversorgungseinheit sowie ein bistabiles Schaltglied (siehe unten).

DEMODULATOR LP:

LOG INTEG. B:

AMPLIFIER D:

AMPLIFIER S:

MODULATOR P:

Die beiden einfachhohen Module:

POWER SUPPLY N080001:

BISTABLE TRIP A-25:

Das bistabile Schaltglied weist eine interessant Markierung an seiner Frontplatte auf: "periodic scram"

Der Ausdruck "scram" wurde (angeblich) von Enrico Fermi geprägt, der den ersten funktionsfähigen (Experimental-)Kernreaktor baute. Dieser Reaktor verfügte über Steuerstäbe, die mit Hilfe von Seilen von oben in den Reaktorkern hineingelassen werden konnten, und durch Einfangen thermischer Neutronen eine Steuerung der Kettenreaktion erlaubten.

Zur Abschaltung des Reaktors wurden alle Steuerstäbe in den Reaktorkern abgesenkt, was zur Folge hatte, dass zu wenige thermische Neutronen den Stäben entkommen konnten, um eine Kettenreaktion aufrecht zu erhalten. Zur Sicherheit - zumindest der Legende nach - postierte Fermi einige Männer mit Äxten auf einer Plattform, die den Zugang zu den Seilen der Steuerstäbe ermöglichte.

Im Falle eines Durchgehens des Reaktors hätten diese Männer die Seile mit den Äxten durchtrennen sollen, um die Kettenreaktion zu unterbrechen.

Angeblich wurden diese Männer als "Safety Cut Rope Axe Men", kurz "SCRAM" bezeichnet - eine Bezeichnung, die sich bis heute für die Schnellabschaltung von Kernreaktoren (und mittlerweile auch anderen großen Anlagen) durchgesetzt hat. Offenbar diente das oben gezeigte bistabile Schaltglied dazu, die SCRAM-Vorrichtung des Reaktors auszulösen.

Das Stromversorgungsmodul zeigt die Folgen eines mehr oder weniger katastrophalen Fehlers, der zu extremer Hitzeentwicklung führte, die das Modul recht weiträumig zerstörte.

Post scriptum: Nachdem nun einige Jahre vergangen sind, seit ich die hier beschriebenen Module meiner Sammlung hinzufügen konnte, hat sich die Frage um ihre Verwendung mit hoher Wahrscheinlichkeit geklärt - sie wurden allem Anschein nach in der Steuerung der beiden Reaktoren der University of Virginia verwendet. Vom ehemaligen Operations Supervisor dieser Einrichtungen, Paul Benneche, erhielt ich diesbezüglich folgende Mail: "The type of modules that are in your pictures were used in the control consoles of both of the reactors at the University of Virginia, now decommissioned (2005). We sold many of the modules as surplus. I still have some here. They are in fact part of analog circuitry that did everything from powering and reading the output of the detectors used to monitor the reactor as well as control the safety control system, shutting the reactor down if the power increased too fast or went up too high. I am not aware of any other reactors using the same electronics."

 

 

ulmann@analogmuseum.org

29-JAN-2006, 26-JAN-2008, 28-DEC-2009, 15-MAY-2010